Höhlenmalerei. Ein Handbuch

Autor: Michel Lorblanchet

Kategorie: Monographien

Verlag: Jan Thorbecke Verlag

Schwierigkeitsgrad: Anfänger bis Fortgeschrittene

Webseite:www.thorbecke.de

erster Eindruck

Wer sich für Höhlenmalerei interessiert, kommt an diesem Buch nicht vorbei!

 

Beschreibung

>>Höhlenmalerei<< von Michel Lorblanchet ist mehr als ein „Buch“ über sehr alte Malereien an kalten steinzeitlichen Höhlenwänden. Es ist mit Sicherheit das beste und aktuellste Handbuch, das zu den ältesten faszinierenden Bildzeugnissen der europäischen Geschichte geschrieben wurde.

 
Gerade die Zeichnungen an den Höhlenwänden sind das erste, was der Laie assoziiert, wenn er an die Steinzeit denkt. Aber hinter dieser Kunst steckt mehr als man denken mag. Michel Lorblanchets Handbuch zur Höhlenmalerei nimmt sich diesem Thema strukturiert und konzentriert an. Es zeigt auf, in welcher Beziehung die mobile Kleinkunst des Jungpaläolithikum zu der statischen Wandmalerei in Höhlen steht und in welchem Verhältnis die Wandkunst mit ihrer Umgebung agiert, in wie weit die Höhle selbst zu einem wesentlichen Teil der Kunst wird.


Hinzu macht er den wichtigen Unterschied zwischen der Fels- und Wandkunst deutlich und erklärt detailliert, in welche vier großen Darstellungssbereiche sich die Wandkunst aufspalten lässt und welche Bezüge die Zeichnungen zu der damaligen Umwelt aufweisen.


Mit einer für den Anfänger verständlichen Sprache führt er den Leser in die Welt der Höhlenmalerei ein. Dabei kommt es ihm nicht nur darauf an, viele imposante Bilder zu zeigen, sondern Hintergründe und Beziehungen dieser Kunstform aufzudecken. Es liest sich sehr spannend wie der Autor die vier großen Themen der Wandmalereien, Tiere, Menschen, Zeichen und unbestimmte Linien mit zahlreichen Beispielen illustriert vorstellt, weiterhin untergliedert und auf ihre Rolle für die Menschen eingeht.


Daneben setzen sich einzelne Kapitel mit der direkten und indirekten Datierung der Bilder, ihrer Überlieferung und ihren Herstellungstechniken auseinander. Allerdings belässt Lorblanchet es nicht nur dabei. In ausführlichen Kapiteln widmet er sich zudem der Bedeutung der Farbpigmentanalyse und welche Schlüsse aus ihren Ergebnissen gezogen werden können. Aber auch auf die Farben an sich kommt er zu sprechen und erklärt, welche überhaupt verwendet wurden und welche Farben es in keiner Höhle zu sehen gibt.


Das Handbuch präsentiert die Höhlenkunst in ihrer ganzen Bandbreite und verzichtet dabei keines Weges auf die für das Studium wichtigen Hintergründe. Für die Forschungsgeschichte relevante Personen wie Henri Breuil, Max Raphael, Annette Laming-Emperaire, André Leroi-Gourhan und letztlich Leon Pales und deren Theorien werden in einem eigens dafür angelegten Kapitel ausführlich diskutiert, sodass der Leser nach dem Abschluss der Lektüre einen fundierten und anhand sehr vieler Beispiele untermauerten Überblick über die Facetten der Höhlenmalerei erhalten hat. 


Zwischen den unterschiedlichen Kapiteln kann sich der Lesende mit umfangreichen Farbtafeln über die Wandmalereien in bestimmten Gegenden befassen.

 

Fazit

Die Übersetzung des Handbuches aus dem Französischen ins Deutsche hat dem Lesefluss an sich keinen Schaden zugefügt, was recht häufig bei Fachbüchern passiert. Die durchdachte Gliederung wird von zahlreichen Abbildungen und Zeichnungen begleitet und sorgt damit für gute Abwechselung.


Das Buch richtet sich nicht explizit an Studierende aus dem ersten Semester. Es setzt ein paar Vorkenntnisse über die Steinzeit und ihre Chronologie voraus, da es einzelne zeitliche Abschnitte wie etwa das Jungpaläolithikum etc nicht näher erläutert. In dieser Hinsicht kann es nicht von schaden sein, wenn man sich dieses Buch erst zum zweiten Semester hin zulegt oder zumindest vorher die ein oder andere Einführung in die Prähistorische Archäologie gelesen hat. Für manche Leser hätten es vielleicht noch mehr Bilder sein können aber letztlich sollte mit diesem Werk ein brauchbares Handbuch und kein mit sämtlichen Darstellungen überladener schon fast wieder ermüdender Bilderatlas vorgelegt werden, weshalb die 277 Abbildungen durchaus genügen.


Derartig gute Handbücher sind selten und für das Studium äußerst wertvoll. Es gibt für den Studierenden im BA-Studiengang eigentlich keinen Grund, sich dieses Handbuch nicht zu kaufen. Lobenswert ist außerdem der Anhang mit einem Verzeichnis sämtlicher Bilderhöhlen und dazugehörigen Museen mit Anschrift und Öffnungszeiten.


Es vermittelt insgesamt einen sehr gelungen, in die Tiefe gehenden Einblick und vor allem auch einen notwendigen, strukturierten Überblick über die Vielfältigkeit der Höhlenmalerei.

Details

Umfang: 340 Seiten

ISBN:   3799590250

Preis: 34,00€

Buch Kauflink: Höhlenmalerei: Ein Handbuch

Datum der Rezension: 22.06.2009

Rezensent: Jan

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