Späte Bronzezeit 1300 - 800 v.Chr.

Leitformen und Leben in der Urnenfelderzeit

Die Späte Bronzezeit wird aufgrund der zahlreichen Brandbestattungen auch als "Urnenfelderzeit" bezeichnet. Der Leichenbrand des Toten wird in einem Gefäß (d.h. einer Urne) beigesetzt. Der Wandel von Körper- zu Brandbestattungen wird von vielen Archäologen als religiöses Umdenken in der Gesellschaft interpretiert. Man geht davon aus, dass mit dem Eintreten neuer Bestattungsriten ein Wandel in den jeweiligen Jenseitsvorstellungen stattgefunden haben muss.

Die Keramik ist in der späten Bronzezeit sehr sorgfältig gearbeitet und häufig mit Riefen verziert worden. Besondere Formen sind Zylinder-, Trichter- und Kegelhalsgefäße.

Hochrangige Personen werden allerdings noch in Körpergräbern unter extra hergerichteten Hügeln bestattet. Doch nicht das Beibehalten der Hügelgrabsitte für "prominente" Tote ist hier das Besondere, sondern vielmehr die kostbaren Beigaben der Toten. Dabei handelt es sich hier nun um ganze Wagen, die mit weiteren Grabbeigaben ins Grab gelangten. Zu diesen übrigen Beigaben sind Lappen- oder Tüllenbeile, dicke Fußringe oder Sicheln sowie Bronzetassen- und Fibeln zu zählen.

Dass man sich in dieser Zeit zunehmend unsicherer fühlte und vor feindlichen Gruppen abschotten wollte, beweisen stark befestigte Burgen wie etwa die Heuneburg und verbesserte Kriegerausstattungen mit Helmen, Brustpanzern und Beinschienen. Neben der Vasen- und der Mohnkopfnadel sind die Schwerttypen Riegsee und Rixheim wichtige Leitformen der späten Bronzezeit. Des Weiteren sind das Antennenknaufschwert, das Griffangelschwert und das Schalenknaufschwert Merkmale dieser Zeit von 1300 bis 800 v. Chr..

Goldene Hüte?

Eine weitere Besonderheit der späten Bronzezeit sind die goldenen Hüte/Kegel, die bisher alle ohne Kontext und nur durch Zufall von Laien gefunden wurden. Gerade deswegen ist ihre eigentliche ursprüngliche Funktion bis heute nicht endgültig geklärt worden. Es ist aber auf jeden Fall unbestreitbar, dass sie einer Elite vorbehalten gewesen sein müssen. Sie sind nicht nur materiell extrem wertvoll, sondern auch künstlerisch. Die Funde wurden mit einer Sorgfalt angefertigt, die man nur von Handwerkermeistern erwarten kann. 

Interpretation der "Goldhüte"

Die Idee, dass es sich hierbei um Hüte handeln kann, beruht auf der Interpretation einer Statuette. Dabei handelt es sich um eine Figur mit einem sehr großen und nach oben spitz zulaufendem Kopf, der als einer dieser Goldhüte interpretiert wird. Allerdings ist es in der Praxis schwierig, sich diese wertvollen und empfindlichen Gegenstände als Hüte vorzustellen. Man sollte einmal die Größe des "Hutes" bedenken: Der Berliner Goldhut hat eine beachtliche Höhe von rund 74,5cm!

Nach Vergleichen der "Goldhüte" kam man zu dem Ergebnis, dass sie sich zu bestimmten Typen wie etwa dem Typus Schifferstadt klassifizieren lassen.

Es hat sich außerdem feststellen lassen, dass die Hüte eine Kalenderfunktion gehabt haben könnten. Auf ihnen soll nach W. Menghin astronomisches Wissen abgebildet worden sein, welches auf der Basis des lunisolaren Systems beruhe. Mit anderen Worten: Mit den Goldhüten soll dazu in der Lage gewesen sein,  Sommer- und Wintersonnenwende zu bestimmen wie auch mit der Himmelsscheibe von Nebra. Nach Menghin seien auf den Kegeln spezifische Himmelsbeobachtungen genau festgehalten worden, bei denen die Sonne eine zentrale Rolle spielt. Deswegen vermuten manche Forscher, dass diese Kegel im Zusammenhang mit einer Art Sonnenkult zu sehen seien.

Allerdings wurde die kalendarische Deutung inzwischen einer ausführlichen Kritik unterzogen (siehe Schmidt 2002), in der Menghin sogar eine gewisse Willkür beim Umgang und der Herausarbeitung der Zähleinheiten nachgewiesen werden konnte. Offiziell wird die Interpretation Menghin jedoch weiterhin vom Berliner Museum vertreten.

Ein Schlachtfeld im Tollensetal

Dass es auch in prähistorischer Zeit zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Menschen kam, ist zunächst einmal nichts Neues. Zwischenmenschliche Gewalt lässt sich bis in die Altsteinzeit zurückverfolgen. Es gibt allerdings Fundplätze, auf denen die Hinweise für Gewaltausübungen den üblichen Rahmen sprengen. In diese Kategorie fällt ein einzigartiger Fundort aus dem Tollensetal in Mecklenburg-Vorpommern.

Der Fundplatz ist seit den 1980er Jahren bekannt. Ein Amateurarchäologe fand entlang der Tollense immer wieder Menschenknochen. Die ersten Testgrabungen begannen1996, nachdem ein Oberarmknochen gefunden wurde, in dem eine Pfeilspitze steckte. Dabei kam eine Schicht zutage, in der sich zahlreiche Menschen- und Tierknochen, insbesondere vom Pferd, dicht nebeneinander befanden. Eine anthropologische Untersuchung der Skelettreste kam zu dem Ergebnis, dass es sich bei ca. 100 Individuen überwiegend um junge Männer handelte. Auch die Hinweise auf körperliche Gewalt mehrten sich. Neben Knochenbrüchen wurde an einem der Schädel eine deutliche Impressionsfraktur erkannt. D.h. die entsprechende Person ist durch einen Schlag auf den Kopf zu Tode gekommen. Zu den Waffenfunden gehörten weitere Pfeilspitzen und sogar zwei hölzerne „Knüppel“, die aufgrund der Erhaltungsbedingungen zu einer seltenen Fundgattung zählen. Der als Schlachtfeld interpretierte Fundplatz erstreckt sich über mehrere hundert Meter entlang des Flusses und konnte mittels Radiokarbondatierung in das 13. Jahrhundert v. Chr. datiert werden.

Verwendete Literatur

Autor Titel Seite
Brockhaus Der Brockhaus Archäologie 118-122
Trachsel Ur- und Frühgeschichte 65-75
Badisches Landesmuseum Ur- und Frühgeschichte: Führer durch die archäologische Abteilung 61-82
Müller-Karpe Handbuch der Vorgeschichte. Band IV/1-4 -
Menghin Der Berliner Goldhut: Macht, Magie und Mathematik in der Bronzezeit. Die Sammlungen des Museums für Vor- und Frühgeschichte Band II -
Jantzen et al. A Bronze Age battlefield? Weapons and trauma in the Tollense Valley, north-eastern Germany. Antiquity 85/328, 2011 417-433.
Jockenhövel / Kubach Bronzezeit in Deutschland, Sonderausgabe -
Schmidt Von Hüten, Kegeln und Kalendern oder Das blendende Licht des Orients. In: Ethnographisch-Archäologische Zeitschrift 43, 2002 499–541

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