Keltische Bestattungen

Der Glauberg

Glauberg-Fuerst
Der Fürst vom Glauberg. Der Maßstab im Bild entspricht einem Meter. Zeichnung © Jan Miera 2011.

Der 1987 entdeckte Grabhügel 1 vom Glauberg liegt 32km nordöstlich von Frankfurt am Main am Ostrand der Wetterau beim Ort Glauberg/Wetteraukreis.

 

Erstmals Erwähnung fand der Glauberg als „Mehlberg“ Ende des 19. Jahrhunderts durch den Heimatforscher J. May.

 

1994-1996 erfolgte schließlich die Ausgrabung auf dem Hügelareal, nachdem schon längere Zeit vorher der Abschnittswahl auf einer Höhenbefestigung auf dem eigentlichen Glauberg untersucht worden ist. Bereits in der Kampagne 1994 konnte im nördlichen Viertel des Grabhügels die als Grab 1 bezeichnete Bestattung freigelegt werden, die die eigentliche Hauptbestattung des Hügels darstellt. Ferner konnte mittels geophysikalischer Untersuchungen und später auch stichprobenartiger Schnitte festgestellt werden, dass der Grabhügel von einem Kreisgraben umgeben war, der im Südosten nicht geschlossen ist, sondern in eine durch einen Graben begrenzte „Prozessionsstraße“ einmündet, die auf die Bestattung Bezug nimmt und in einem Zug mit dem Hügel errichtet worden ist. 

 

Insgesamt konnten in drei Grabungskampagnen in diesem Grabhügel drei Befunde registriert werden. Dabei handelt es sich um das bereits angesprochene Grab 1, eine weitere Bestattung (Grab 2), die jedoch auf Grab 1 Bezug zu nehmen scheint, sowie eine rechteckige fundleere Grube im Hügelzentrum, die jedoch keinen Raubschacht darzustellen scheint.

 

Die Hauptbestattung enthielt einen 28-32 Jahre alten Mann von circa 1,69m Körpergröße der SO-NW ausgerichtet in gestreckter Rückenlage beigesetzt worden ist. Die Grabkammer ist mit humoser Erde verfüllt und einer kompakten Steinpackung versiegelt worden. Der Boden des Grabes war mit Leder bedeckt, auf das der Tode gebettet wurde.  Alle Beigaben, die der Tote nicht am Körper getragen hat, waren in Tuch eingehüllt. Zu diesen zählte vor allem eine bronzene, ursprünglich mit Met gefüllte Schnabelkanne, ein Schwert, drei Lanzenspitzen, ein Schild sowie ein Bogen mit drei Pfeilen. Als persönlicher Körperschmuck wurden dem Toten goldene Ohr- und Armringe, ein goldener Halsring, zwei bronzene Armringe, zwei Vogelkopf- sowie eine Figuralfibel als Gewandschließen mitgegeben. Im Kopfbereich des Toten konnten ferner Eisendrähte geborgen werden, die möglicherweise zu einer auf der gleich näher erläuterten Stele dargestellten Blätterkrone rekonstruiert werden können.

 

Das im Südosten des Hügels gelegene Grab 2 enthielt die schlecht erhaltenen Überreste eines 30-40 jährigen Mannes, der höchstwahrscheinlich in einem hölzernen Trog bestattet worden ist. Der Tote hat ein Schwert, vier Lanzenspitzen, einen Nieten besetzten Gürtel mit Verschlusshaken, drei Hohlringe, zwei Bronzefibeln und eine 50cm hohe bronzene Röhrenkanne als Beigaben erhalten.

 

Bekrönt wurde der Grabhügel ursprünglich von vier lebensgroßen, wahrscheinlich identischen Statuen aus lokalem Buntsandstein, die irgendwann aus heute nicht mehr rekonstruierbaren Gründen entfernt worden sind. Drei der Statuen sind nur noch fragmentarisch erhalten, von der vierten, sorgfältig niedergelegten, fehlen lediglich die Füße. Dargestellt ist ein bärtiger Krieger, der mit einem bis zu den Oberschenkeln reichenden Kompositpanzer mit Schulterklappen bekleidet ist. Als Körperschmuck trägt er einen goldenen Halsring, drei  Armringe am linken Oberarm, einen weiteren am rechten Handgelenk sowie die weiter oben bereits erwähnte Blattkrone, die als Rangabzeichen der keltischen Elite gedeutet wird. Ferner hält er in der linken Hand ein kleines Ovalschild mit spindelförmigem Schildbuckel. Die rechte Seite schmückt ein Schwert. (J. Greif)

Klein Aspergle

Der 1879 entdeckte nahe Ludwigsburg in Baden-Württemberg gelegene Grabhügel Klein Aspergle weist eine direkte Sichtverbindung zum nahegelegenen Hohenasperg auf. Die zentrale Grabkammer war zum Zeitpunkt der Entdeckung bereits beraubt, daher stammen alle bekannten Funde aus einer Nebenkammer. Diese sind eine griechische Tasse (Kylix), zwei Bronzegefäße italischer Herkunft oder Machart, eine bronzene Schnabelkanne aus keltischer Produktion, zwei goldene Trinkhörner mit Widderköpfen am Ende sowie Goldschmuck mit Anklängen an den griechischen Verzierungsstil. Die genannte Kylix ist ein rotfigurig bemaltes Gefäß vom sogenannten „Amphitrite-/Amymone-Maler“, die mehrfach repariert worden ist, was auf eine lange Benutzungsdauer und große Wertschätzung dieses exklusiven Utensils schließen lässt. Die beiden italischen Gefäße sind ein zweihenkliger Stamnos und eine mit Bronzeblech verkleidete Ziste (Eimer). Dieses Trinkservice weist darauf hin, dass der oder die Bestattete der keltischen Elite angehörte, jedoch Affinitäten zum griechischen Symposion hatte.

 

Mittels der rotfigurigen Tasse kann diese Kollektion, möglicherweise auch die beraubte Zentralbestattung, ungefähr in das Jahr 450 v. Chr. datiert werden, was nach Reinecke der Stufe Lt A entspricht. (J. Greif).

Waldalgesheim

Das 1869 von einem Landwirt entdeckte und für den Kunststil namengebende Grab von Waldalgesheim liegt westlich der gleichnamigen Ortschaft im heutigen Landkreis Mainz-Bingen. Im Herbst 1869 wurde kurz nach der Fundmeldung die zwei Jahre andauernde Bergung begonnen, während derer bereits 1870 erste Objekte durch Ernst aus’m Weerth vorgelegt worden sind. Die kulturhistorische Einordnung erfolgte schließlich 1941 durch W. Dehn.

 

Das sich in einem schlechten Erhaltungszustand befindliche Grab einer Frau weist nichts desto trotz ein reichhaltiges Inventar an Edelmetallbeigaben auf. Unter diesen ist eine aus sieben Einzelteilen zusammengesetzte 34,2cm hohe bronzene Röhrenkanne, deren Körper mittels Gravuren in 17 Zonen untergliedert ist; ferner ein 28,4cm hoher Bronzeeimer, der aufgrund der Palmettenzier der Henkelattaschen noch dem Frühen Stil zugerechnet werden kann. Die herausragendsten Funde sind jedoch der mit Pufferenden versehene, durchgehend hohle, goldene Halsring, zwei goldene Unterarmringe, ein Oberarmring sowie mehrere Bein- und Fingerringe. Diese vier Objekte sind mit Ausnahme des Oberarmringes an ihren offenen Enden mit floralen Ornamenten verziert, die typisch für den Jacobsthals Waldalgesheimstil sind. Der Oberarmring wurde aus drei Hohlstäben zusammengedreht und verschweißt. Ferner weisen die Verzierungsorte auf dem Hals- und den Unterarmringen stilistisch in die sogenannte Aisne-Marne-Kultur, eine keltische Sachkulturgruppe des östlichen Frankreich. Des Weiteren ist ein Pferdegeschirr mit Vogelmotiven und hornförmigen, mit Zierbändern versehenen Jochenden und ein schwarzes, schlecht gebranntes Gefäß beigeben.

 

Mithilfe des Bronzeeimers ist es möglich, das Grab auf ungefähr 330-320 v. Chr. zu datieren. Da der Eimer kaum Abnutzungsspuren aufweist, kann davon ausgegangen werden, dass er kaum benutzt worden ist, bevor er ins Grab gelangte, wohingegen der Halsring sowie die Armringe Abnutzungsspuren zeigen. Daher kann davon ausgegangen werden, dass das Grab und damit auch der Waldalgesheimstil in die entwickelte bis Spätzeit der Stufe Lt B1 gestellt werden können. Die Beinringe weisen stilistisch bereits auf die Wende von Lt B1 nach Lt B2.

(J. Greif)

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