Rekonstruktion von Ausbreitungsvorgängen in der Urgeschichte

Autor: Hartmann Knorr

Kategorie: Monographien

Verlag: Books on Demand

Schwierigkeitsgrad: Schwer

erster Eindruck

Wissenschaftstheoretische Diskussion von Migration und Diffusion.

Beschreibung

Seit dem frühen 20. Jahrhundert werden kulturelle Veränderungen in der Ur- und Frühgeschichte häufig durch Bewegungen erklärt. Die Argumentationen beinhalten Migrationen von Menschen, Verteilungsmuster von Artefakten und Diffusion von Ideen. In Anbetracht der langen Forschungsgeschichte hat eine theoretische Auseinandersetzung mit diesem Thema vergleichsweise spät eingesetzt. Während sich seit den späten 1980er Jahren mehrere Arbeiten aus dem angelsächsischen Raum mit der tatsächlichen Nachweisbarkeit von Migrationen und Diffusion in der Ur- und Frühgeschichte befasst haben (vgl. Rouse 1986; Anthony 1990; Chapman/Hamerow 1997), setzte eine Diskussion dieses Themenbereiches in der deutschsprachigen Prähistorischen Archäologie erst nach der Jahrtausendwende ein (Andresen 2004; Brather 2004; Prien 2005; Burmeister 2013). Bis dahin ist die von Gustaf Kossinna (1858–1931) publizierte „siedlungsarchäologische Methode“ (Kossinna 1920) zur Rekonstruktion von Bewegungen bzw. Ausbreitungsgebieten wiederholt einer eingehenden Kritik unterzogen worden (Schier 1990: 10–20; Bernbeck 1997: 26–31).

 

Zuletzt ist im November des vergangenen Jahres bei Books on Demand von Hartmann Knorr eine Monographie über die „Rekonstruktion von Ausbreitungsvorgängen in der Urgeschichte“ erschienen; ein Exemplar wurde freundlicher Weise vom Autor für eine Rezension zur Verfügung gestellt.

Das Buch ist in 14 Kapitel aufgegliedert, die mit Buchstaben gekennzeichnet sind. Zusammen mit dem Anhang und dem abschließenden Literaturverzeichnis umfasst die Veröffentlichung 527 Seiten.

 

In der Einleitung weist der Autor darauf hin, dass im Rahmen des Buches keine Aufarbeitung der archäologischen Forschungsgeschichte zu dem Thema vorgenommen werden soll. Das Ziel des Buches sei es vielmehr, die Struktur der Argumente zu untersuchen, anhand derer auf Bewegungen geschlossen wird. Die in diesem Zusammenhang aufgeworfene Leitfrage lautet „Wie kann aus Basisaussagen auf den historischen Prozess geschlossen werden?“ (S. 12).

 

Die Kapitel D und E diskutieren „Formalismen und Konstrukte für Stories und Begründungen“ sowie „Formalismen und Konstrukte für die Ausbreitungsidentität“ sollen im Idealfall bei der Aufdeckung zirkulärer Argumente behilflich sein (S. 262). Im Sinne des vorliegenden Buches sind 'Stories' als „rezente Konstrukte, in denen damals abgelaufene Prozesse oder Ereignisse verdichtet sind“ zu verstehen (S. 14). Auf den alternativen Begriff 'Narrativ' wird nicht zurückgegriffen, weil eine solche Erzählweise „wohl generell das Verfahren derjenigen Autoren“ sei, „die eine Ausbreitung mit einem MD-Typ [= Migrations-Diffusions-Typ] erzählen, ohne ihre Entscheidung zu begründen“ (S. 53). Im Gegensatz zu den „idealtypischen Stories“ (S. 14f.) würden sich Narrative im Kern durch eine „black box“ auszeichnen und sich dadurch der Überprüfbarkeit entziehen (vgl. S. 218–223).

 

In den anschließenden Kapiteln wird ein wissenschaftstheoretischer Unterbau entwickelt, auf dessen Basis schließlich „idealtypische Stories“ formuliert werden, die zur Begründung bzw. Rekonstruktion von Migrationen und Diffusion dienen (S. 132–153). Nach Exkursen zur „Evolution und Ausbreitung menschlicher Genomtypen“ (S. 153–190) bzw. der „Änderung und Ausbreitung von Sprachen und Sprachfamilien“ (S. 190–210) werden im Kapitel J wissenschaftstheoretische Positionen resümiert. Das Kapitel schließt mit einer Besprechung von Möglichkeiten zur Kritik von Rekonstruktionen. In diesem Abschnitt ist wiederholt von „Angriff“ die Rede (S. 224–228). Das ist insofern verwunderlich, als dass im Zuge wissenschaftlicher Diskurse lediglich Argumente für oder gegen etwas vorgetragen werden. Für militaristische Rhetorik besteht in diesem Kontext keine Notwendigkeit.

 

Ausgehend von den vorherigen Erläuterungen werden in Kapitel K schließlich „Aktuell verwendete Argumentmuster und Indizien“ als Wenn-Dann-Bedingungen formuliert und in knapper Form diskutiert. Beispielhaft seien die Thesen K2 „Eine länger dauernde stagnierende Front ist eher das Ende von Migration als von Diffusion“ (S. 231) und K13–1 „Je mehr ethnische Marker zur Ausbreitungsidentität gehören, desto eher hat Migration vorgelegen“ (S. 251) genannt. Archäologische Fallbeispiele werden nur vereinzelt in die zugehörigen Erläuterungen eingebunden. Allerdings sind die Ausführungen in diesem Zusammenhang zum Teil sehr allgemein bzw. abstrakt gehalten, dass in der Folge die Anknüpfungspunkte zu den archäologischen Quellen nicht klar ersichtlich sind. Erschwert wird dies durch den Gebrauch von Ausdrücken wie „ethnische Marker“, zu denen es in der archäologischen Forschung unterschiedliche Auffassungen gibt.

 

Im Unterkapitel 7 werden Argumente diskutiert, die auf „Morphologisch definierte fremde Menschengruppen“ zurückgehen – so ist das Unterkapitel auch letztlich benannt worden. Bezeichnenderweise werden die in diesem Kontext verwendeten körperlichen Merkmale nur vage umschrieben. Im Zweifelsfalle ist davon auszugehen, dass es sich hier um nicht mehr als plumpe Schädel- bzw. Rassenkunde handelt. Es ist bedauerlich, dass der Autor eine explizite Diskussion der forschungsgeschichtlichen und politischen Bedeutung dieses pseudowissenschaftlichen Ansatzes vermeidet. Schließlich handelt es sich hier um eine Denkweise, die früher oder später bemüht wird, um einzelnen Menschen oder Menschengruppen das Recht auf Leben abzusprechen. Stattdessen werden abschwächende Überlegungen angeführt, denn für die Prähistorische Archäologie „könnten sich aus der ideologischen Belastung Einschränkungen für die Forschung und für publizierbare Rekonstruktionen ergeben“ (S. 242). Es folgt der lapidare Hinweis, dass im Rahmen des vorliegendes Buches nicht untersucht werden solle, „ob anthropologische „richtig“ sind oder ob man mit solchen Gruppen operieren „darf“, es interessiert nur die Struktur der Argumente“ (S. 242). Dass man mit solchen Relativierungen von Rassenkunde gegebenenfalls Vertreter_Innen rechter und nationalistischer Politik in die Hände spielt, scheint hier nicht berücksichtigt worden zu sein. Eine klare Distanzierung zu diesen Vorstellungen und eine kritische Betrachtung ihrer Argumente fehlen. Dafür müssen sich die Leser_Innen darüber aufklären lassen, bei welchen archäologischen Kulturen in Südsibirien es sich um eine „alteuropide“ bzw. eine „mongolide“ Rasse handelt (S. 243). Auf wessen Arbeit(en) diese Zuweisungen zurückgehen, muss offen bleiben, weil als Quelle eine Vorlesung von Prof. Renate Rolle zitiert wird – welche sich das garantiert nicht ausgedacht haben wird.

 

Eine Anwendung der in Kapitel K formulierten Bedingungen auf konkrete Fallbeispiele erfolgt in Kapitel M „Argumentmuster zu prominenten Ausbreitungsvorgängen“. Die Beispiele sind chronologisch angeordnet, beginnend mit dem Übergang zum Jungpaläolithikum in Europa. In diesem Zusammenhang ist es zur unkritischen Übernahme einer Theorie gekommen, welche dem Homo neanderthalensis ein „archaisches Kulturverhalten“ attestiert (S. 304). Diese Sichtweise geht auf rassistische Theorien aus dem frühen 20. Jahrhundert zurück, die seit der Jahrtausendwende stark in Kritik geraten sind und inzwischen nicht mehr vertreten werden (vgl. Zilhão et al. 2010; Peresani et al. 2011).

 

Der Text liest sich insgesamt sehr schwer. Die Gedankengänge werden vielfach durch Informationen ergänzt, die zwar assoziativ zum Thema passen aber inhaltlich nicht zielführend sind. Im Endeffekt führt das zu einer Verzerrung der Argumentation und einem Verlust des 'roten Fadens'.

 

Durch eine redaktionelle Betreuung bzw. ein entsprechendes Lektorat hätten viele Tippfehler und Wortwiederholungen vermieden werden können. Selbiges gilt für die eigenwillige Wahl von Abkürzungen für Datierungen und Literaturverweise. Beispielsweise wird die Ethnographisch-Archäologische Zeitschrift mit der Abkürzung „Ethnogr.-Archäol. Z.“ zitiert (S. 282), dabei hätte man auf die etablierten Zitierrichtlinien von der Römisch-Germanischen-Kommission zurückgreifen und die Abkürzung „Ethnogr.-Arch. Zeitschr.“ benutzen können. Ferner werden bei der Angabe von Datierungen unübliche Zeitangaben verwendet. So erfolgt für neolithische Seeufersiedlungen aus dem 4. Jahrtausend vor Christus lediglich die Angabe „39. bis 38. Jahrhundert am Zürichsee“ bzw. „am Zürichsee im 40. bis 36. Jahrhundert“ (S. 264, 274). An anderer Stelle wird „vor Christus“ nicht mit „v. Chr.“ abgekürzt – wie es im Duden vorgeschrieben wird – sondern mit „vC“ (S. 203, 243). Auch archäologische Kulturen werden zum Teil durch Kürzel gekennzeichnet, die nicht gebräuchlich sind. So wird die schnurkeramische Kultur in Kurzform nicht mit „SK“, sondern mit „SKK“ wiedergegeben (S. 380).

 

Überdies sind im Text wiederholt wertende Begriffe aus der Forschungsgeschichte anzutreffen, die heutzutage ohne Anführungszeichen nicht mehr verwendet werden sollten. Hierzu gehören „Kulturhöhe“, „Kulturgefälle“ (S. 270f.), „Frontlinie“ (S. 329) und „Hochkulturen“ (S. 321). Selbiges gilt für Redewendungen wie „Vorrücken auf breiter Front“ (S. 315), „fortschrittliches Kulturverhalten“ und „kulturelle Überlegenheit“ (S. 317). Auf makabere Ausdrücke wie „Ausrottung“ (S. 357) hätte ebenfalls verzichtet werden sollen. Ebenso wäre eine kritische Betrachtung der Begriffspaare „Aufstieg und Niedergang, Hochkultur und Barbaren“ aus dem gleichnamigen Unterkapitel (S. 105) wünschenswert gewesen. Es handelt sich hierbei schließlich um Konzepte, die mitunter durch geschichtsphilosophische Abhandlungen wie „Der Untergang des Abendlandes“ (Spengler 1918) inspiriert wurden und damit dem Zeitgeist nach dem Ersten Weltkrieg entsprechen. Die inadäquate Begriffsverwendung mündet zuweilen in Konstrukten, die es nicht gibt. Als Beispiel sei die „frühkupferzeitliche Zivilisation Europas“ genannt, in welche sich die Trichterbecherkultur einbetten würde (S. 374). Ferner werden Ausdrücke wie Gunst und Ungunst ohne nähere Erläuterung benutzt (S. 119). Es handelt sich um relative Begriffe, die nicht selbsterklärend sind. Eine nähere Erläuterung wäre insbesondere bei deren Kombination mit Epochenbezeichnungen hilfreich gewesen. So wird für die meisten Leser_Innen offen bleiben, wodurch sich die Abgrenzung von 'mesolithischen Gunsträumen' zu 'neolithischen Gunsträumen' eigentlich auszeichnet (S. 342).

 

Problematisch sind weiterhin Verweise auf Vorträge und Vorlesungen, die wahlweise in den Fußnoten (z. B. S. 46, 242f., 378, 387) oder im Literaturverzeichnis genannt werden. Die wissenschaftstheoretischen Ausführungen beruhen zu großen Teilen auf Erkenntnissen aus Vorlesungen. Die entsprechenden Vorlesungen werden in der Einleitung aufgezählt (S. 14). Es wird niemand bezweifeln, dass diese stattgefunden haben und der Autor daran teilgenommen hat, allerdings können solche Veranstaltungen nicht als Informationsquelle zitiert werden. Für die Leser_Innen wäre es wesentlich sinnvoller gewesen, nur solche Quellen zu zitieren, auf die sie ohne Zeitmaschine zugreifen können. In der Regel greifen die Redner_Innen in ihren Vorlesungen bzw. Vorträgen selbst auf Informationen zurück, die veröffentlicht sind oder sich im Druck befinden. In jeder wissenschaftlichen Präsentation werden letztlich Literaturzitate angeführt, mit denen man sich auseinandersetzen kann/sollte. Ein Verzicht auf Veranstaltungshinweise zugunsten von einfachen Literaturverweisen wäre im Sinne der Nachvollziehbarkeit des Textes wünschenswert gewesen. Das Zitieren von nicht zugänglichen Quellen schwächt die gesamte Argumentation erheblich ab. An anderer Stelle werden den Leser_Innen dagegen umfangreichere Literaturlisten geboten, auf die im Einzelnen aber nicht weiter eingegangen wird (vgl. S. 312, 363, 384).

 

Eine nachträgliche Korrektur wäre überdies den Literaturverweisen im Fließtext zugute gekommen, weil diese nicht einheitlich sind. Seitenangaben werden überwiegend mit dem Kürzel „ff“ angegeben, gelegentlich wird der gesamte Seitenumfang konkret benannt, d. h. „5–9“ anstelle von „5ff.“. Bei der Angabe von Seitenzahlen wird anstelle eines Halbgeviertstriches ein Minuszeichen benutzt. Für häufig zitierte Artikel mit mehreren Autor_Innen werden eigenwillige Abkürzungen benutzt wie etwa „JHT-S 2004“. Es wäre deutlich einfacher gewesen, sich an den etablierten Zitierrichtlinien zu orientieren und schlicht Jobling et al. 2004 zu schreiben. Gelegentlich fehlen die Jahreszahlen der Literaturzitate, so etwa bei „Zvelebil, Lukes u. Pettitt, 311“ (S. 226). Das Zitat müsste eigentlich „Zvelebil et al. 2010, 311“ lauten. An anderer Stelle werden die Namen der zitierten Autoren nicht korrekt geschrieben, z. B. „Kosinna“ (vgl. S. 218, 226, 286). Korrekt wäre allerdings Kossinna. Auf dessen Arbeit über „Die Herkunft der Germanen“ (Kossinna 1920) wird an den besagten Textstellen zwar Bezug genommen. Richtig zitiert und im Literaturverzeichnis aufgeführt wird die Arbeit allerdings nicht.

 

Im Literaturverzeichnis werden nur die Namen der ersten Autor_Innen aufgeschlüsselt: „L. Abi-Rached und 22 weitere Autoren“ (S. 478). Derartige Auflösungen von Zitaten sollten vermieden werden, weil sie die geleistete Arbeit der Mitautor_Innen verkennen. Auch auf der rein zwischenmenschlichen Ebene ist das nicht fair.

 

Die theoretischen Ausführungen werden von Grafiken begleitet, von denen einige gar keine Legende besitzen (S. 135, 137). De facto haben diese Darstellungen keinen Inhalt und hätten weggelassen werden können/müssen. Zur Bestimmung ihres angedachten Zwecks ist man auf die Ausführungen in den zugehörigen Abschnitten angewiesen. Allerdings sind diese vielfach umständlich formuliert und in der Folge nur bedingt zugänglich. Die restlichen schematischen Darstellungen sind entweder so abstrakt oder allgemein gehalten (S. 109f., 150f., 222), dass die ihnen zugrunde liegende Absicht nicht mehr klar zu erkennen ist. Mit der Hilfe von Gegenleser_Innen hätte die Argumentation an diesen Stellen in eine adäquate Form gebracht werden können. Überdies hat das Buch einen Umfang erreicht, bei dem ein Abbildungsverzeichnis für eine effizientes Arbeiten mit dem Text hilfreich gewesen wäre. Da im Fließtext lediglich auf die Bezeichnung der Grafiken verwiesen wird, verbringt man zu viel Zeit mit dem Suchen nach den Seiten, auf denen sie abgebildet sind.

 

Ebenso unvorteilhaft für den Lesefluss sind weiterhin diejenigen Stellen, an denen auf Fragen bzw. Themen hingewiesen wird, die nicht im Rahmen der Arbeit behandelt werden können. Im Hauptteil des Textes, d. h. auf den ersten 407 Seiten, gibt es mindestens 40 solcher Anmerkungen. Dieser Umstand ist insofern ungünstig, als dass das Buch sich auf diese Weise selbst abqualifiziert. Eleganter wären positive Formulierungen gewesen. Wenn in der Einleitung die Ziele des Textes klar aufgezeigt werden, sind Hinweise á la „[...] kann nicht geleistet werden“ nicht mehr erforderlich. Im abschließenden Kapitel hätte der Autor im Rahmen eines Ausblicks auf Fragestellungen für zukünftige Arbeiten aufmerksam machen können.

 

Es ist letztendlich allen Autor_Innen selbst überlassen, ob sie neutral oder ichbezogen schreiben. Durch subjektives Schreiben werden allerdings im Zweifelsfalle abweichende wissenschaftliche Ansichten auf eine zwischenmenschliche Ebene verlagert, wo sie eigentlich gar nicht hingehören. Um der Sachlichkeit willen sollten ichbezogene Formulierungen soweit wie möglich vermieden werden. Selbiges gilt für das Einbringen subjektiver Wertungen. Zwei Beispiele:

 

Hier werden nicht alle Begriffe aufgeführt, die in der Rolle einer idealtypischen Story vorkommen; ihre Vielfalt ist zu groß, man kann nicht alle effizient in der Literatur erreichen und manche erscheinen mir einfach unwichtig“ (S. 139).

 

Die in Uthmeier 2004, 463 […] angegebenen Ergebnisse sind aus meiner Sicht zu vorsichtig formuliert […]“ (S. 315).

 

 

Fazit

Das Buch widmet sich einem interessanten Thema, kann aber letztlich nur mit Einschränkung empfohlen werden. Der Text ist nur schwer zugänglich, weil die Argumentation oftmals durch Ausführungen ergänzt wird, die letztendlich nicht zielführend sind. Der Text hätte an vielen Stellen gekürzt und die Häufigkeit der subjektiven Formulierungen reduziert werden können. Vielleicht wären dann auch die Schnittstellen zwischen dem archäologischen Fundmaterial und den teils sehr abstrakt formulierten Thesen zugänglicher. Hinzu kommen auffallend viele Tippfehler, die Verwendung unüblicher Abkürzungen. Auch die eingefügten schematischen Grafiken machen den Text nicht verständlicher, weil sie keine Legende haben. Zudem entziehen sich die besprochenen Inhalte der häufig Nachvollziehbarkeit, sobald Vorlesungen zitiert werden. Durch eine stärkere Berücksichtigung der archäologischen Forschungsgeschichte hätte eine unkritische Übernahme von veralteten und zum Teil sogar rassistischen Begriffen verhindert werden können.

Details

Umfang: 527 Seiten

ISBN: 978-3-7357-1461-9

Preis: 49,90 €

Buch Kauflink: Rekonstruktion von Ausbreitungsvorgängen in der Urgeschichte

Datum der Rezension: 31.03.2015

Rezensent: Jan

Verwendete Literatur

Autor Titel Seite
Marc Andresen Studien zur Geschichte und Methodik der archäologischen Migrationsforschung. Internationale Hochschulschriften 373 (Münster 2004). -
Reinhard Bernbeck Theorien in der Archäologie (Tübingen 1997). -
David W. Anthony Migration in Archaeology: The Baby and the Bathwater. American Anthropologist 92, 1990 895–914.
Sebastian Brather Ethnische Interpretationen in der frühgeschichtlichen Archäologie: Geschichte, Grundlagen und Alternativen. Ergänzungsbände zum Reallexikon der germanischen Altertumskunde 42 (Berlin 2004). -
Stefan Burmeister Migration und Ethnizität. Zur Konzeptualisierung von Mobilität und Identität. In: M. K. H. Eggert – U. Veit (Hrsg.), Theorie in der Archäologie: Zur jüngeren Diskussion in Deutschland. Tübinger Archäologische Taschenbücher 10 (Tübingen 2013) 229–268.
John Chapman – Helena Hamerow (Hrsg.) Migrations and invasions in archaeological explanation. BAR International Series 664 (Oxford 1997). -
Gustav Kossinna Die Herkunft der Germanen (Leipzig 1920). -
Peresani et al. 2011 Late Neandertals and the intentional removal of feathers as evidenced from bird bone taphonomy at Fumane Cave 44 ky B.P., Italy. Proceedings of the National Academy of Sciences 108, 2011 3888–3893.
Roland Prien Archäologie und Migration: vergleichende Studien zur archäologischen Nachweisbarkeit von Wanderungsbewegungen. Universitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie 120 (Bonn 2005). -
Irving Rouse Migrations in Prehistory: Inferring Population Movement from Cultural Remains (Connecticut 1986). -
Wolfram Schier Die vorgeschichtliche Besiedlung im südlichen Maindreieck. Materialhefte zur bayerischen Vorgeschichte, Reihe A. Fundinventare und Ausgrabungsbefunde 60 (Kallmünz/Opf 1990). -
Zilhão et al. 2010 Symbolic use of marine shells and mineral pigments by Iberian Neandertals. Proceedings of the National Academy of Sciences 107, 2010 1023–1028.

Wir betreiben praehistorische-archaeologie.de seit über 10 Jahren in unserer Freizeit. Dazu bieten wir kostenlose Inhalte, die ohne Werbung frei zugänglich sind.

Wenn du unsere Arbeit unterstützen möchtest klicke hier