Vorgeschichtliche Geräte

Autor: Johannes A. Potratz

Kategorie: Monographien

Verlag: Sebastian Lux

Zusatz: Unveränderter Nachdruck von 1957

Schwierigkeitsgrad: Anfänger

erster Eindruck

Kompakte Übersicht zu Gefäßen, Nadeln und Fibeln. Nette Sache.

 

Beschreibung

Das kleine Buch „Vorgeschichtliche Geräte“ von Professor Johannes A. Potratz wurde erstmals 1957 im Verlag Sebastian Lux (Murnau, München, Innsbruck, Basel) veröffentlicht. Im Januar des Jahres 2000 erfuhr  das Werk einen unveränderten Nachdruck anlässlich der  Wiedereröffnung der archäologischen Dauerausstellung des Helms-Museums in Hamburg. Dort ist es im Museumsshop vor Ort für 2 bis 3€ käuflich zu erwerben.

Das Büchlein „Vorgeschichtliche Geräte“ hat mit rund 82 Seiten Umfang natürlich keinen Anspruch auf eine absolute Vollständigkeit. Mit 17x12cm und 0,5cm dicke ist es ein durchaus handliches Heft. Man kann ohne Mühe verstauen und mit ins Feld nehmen, wenn Bedarf danach besteht. Wasser-, kaffee- oder bierabweisend wie die Tabellen und Tafeln zur Grabungstechnik von Andreas Kinne ist es natürlich nicht. Man kann es dennoch mit sich führen, sollte es aber nicht im Regen längere Zeit liegen lassen.
Potratz strebte mit dieser Arbeit der Ziele zwei an. Zunächst wollte er „für den Freund der Archäologie“ ein handliches Hilfsmittel schaffen, mit dem grundlegende Formenreihen bestimmt werden können. Das zweite Ziel lag für ihn darin, eine Terminologie vorzulegen, auf deren Basis Formen mit einheitlichen Begriffen angesprochen werden konnten. Gerade in der Archäologie beobachtet man doch sehr häufig, dass Autoren eigene „hausgemachte“ Terminologien verwenden. Dies führt regelmäßig zu Verwirrungen beim Literaturstudium. Gerade bei der Beschreibung von Keramik beispielsweise sieht man sich einem Dschungel an diffusen Begrifflichkeiten gegenüber, die doch letztlich alle dasselbe beschreiben wollen. Wer dies nicht glaubt, der kann mal zehn Archäologen fragen, was eine Terrine ist und deren Antworten anschließend miteinander vergleichen – viel Spaß. Es ist also durchaus notwendig und richtig, ein solches Werk wie „Vorgeschichtliche Geräte“ zu verfassen.

Welche Formenreihen deckt der Potratz nun ab? Potratz hat sich in seiner Arbeit wirklich nur auf wenige Formenreihen konzentriert und diese durchdekliniert. Dazu gehören Gefäße, Nadeln und Fibeln. Hausgrundrisse, Grabformen oder Waffen (Bsp. Schwerter) wird man darin nicht finden. Jedes der drei Kapitel beginnt mit einer Definition des Begriffs, bevor in Unterkapiteln auf äußere Besonderheiten eingegangen wird.
Der Bereich zu den Gefäßen gliedert sich in die folgenden Unterpunkte: Bodenformen, Fußformen, Anfasser, Ausgüsse, Verzierungsweisen und letztlich Gefäßformen. Das Layout des ist durchgehend nach demselben Schema konzipiert. Man sieht links auf jeder Seite eine kleinere Zeichnung eines Gegenstandes, rechts daneben dessen Bezeichnung, daneben die Definition und ganz rechts am Rand eine kulturelle oder relativchronologische Einordnung wie etwa „jüngere römische Kaiserzeit“.
Allerdings ist nur bei  wenigen Gegenständen eine kulturelle oder chronologische Zuweisung vorhanden. Bei sehr vielen bleibt diese Spalte leer und der Leser im Ungewissen über das Erscheinen des Objektes in Zeit und Raum. Verbreitungskarten gibt es ebenfalls keine. Selbst wenn es sie in diesem Buch gegeben hätte, sie wären heute, 53 Jahre nach der Erstpublikation des Buches nicht mehr aktuell.
Im Anhang befindet sich eine Tabelle mit den prähistorischen Zeitstufen direkt vor dem Stichwortverzeichnis, von denen Potratz immer wieder spricht. D.h. man kann seine relativchronologischen Zuweisungen dort nachschlagen und weiss anschließend, welche Zeit mit „jüngere römische Kaiserzeit“ bei ihm gemeint ist – nämlich die Zeit von 200 bis 400 n. Chr.


Während Potratz sich bei der Gestaltung der Kapitel zu den Gefäßen und den Fibeln einige Gedanken gemacht zu haben scheint, ist der Abschnitt zu den  Nadeln nicht untergliedert. Auf gerade 13 Seiten listet er dort die wichtigsten Formen auf. Anfangs stehen die Schäfte im Vordergrund. Im Anschluss daran widmet er sich den Köpfen und deren Verzierungen bzw. Formgestaltungen. Daraus hätte er eigentlich jeweils ein Unterkapitel machen können. Dass dies nun nicht geschehen ist, ist zwar merkwürdig aber nicht weiter tragisch.

Fibeln ordnet er nach zweiteiligen und einteiligen Fibeln. Letzte untergliedert er in sechs weitere Unterkapitel. Die Objekte werden alle in halbwegs großen Zeichnungen präsentiert, sodass auch die Details gut erkennbar bleiben. Positiv ist, dass in diesem Kapitel wie auch in den zwei vorherigen im Fließtext Literaturzitate verwendet werden, auf die sich Potratz bezieht. Im Anhang befindet sich leider keine Literaturliste zur Übersicht. Man muss sich daher durch die wenigen kurzen Texte vom Autor lesen und nach Literaturangaben suchen. Dabei ist zu beachten, dass keiner der Verweise jünger als 1957 sein wird.

 

Fazit

Das Buch ist klein, die Zeichnungen darin sind es (leider) zwangsweise auch. Einige davon sind außerdem schwach gedruckt wie der Spitzbecher oder der Fußbecher aus Glas – beide sind auf Seite 16. Wegen der Größe der Darstellungen sind bei manchen Gegenständen die Verzierungen nur zu erahnen. Mit den absoluten Zeitangaben aus der Tabelle im Anhang muss man heute vorsichtig umgehen. Mit der Datierung einzelner Epochen hat sich seit 1957 viel verändert. Die Zahlen sind „Pi mal Daumen“ korrekt aber eben nicht „state of the art“.

Die von Potratz vorgeschlagene Terminologie wurde und wird heute nicht von allen Archäologen aufgegriffen bzw. verwendet. Man kann sie durchaus beim Beschreiben oder Bestimmen von Objekten (beispielsweise bei einem Besuch im Museum) verwenden. Man kann selbstverständlich vorher nachsehen, ob es nicht doch andere und aktuelle Definitionen in Monographien bzw. Typologien gibt und diese verwenden – insbesondere bei der Beschreibung von Keramikformen. Und die gibt es durchaus: Tabellen und Tafeln zur Grabungstechnik, Weimarer Typentafeln zur Ur- und Frühgeschichte, Göttinger Typentafeln etc. Allerdings sind diese viel teuerer und teilweise nur antiquarisch erwerbbar.


Die „Vorgeschichtlichen Geräte“ von Potratz sind mit 2 bis 3€ wirklich sehr billig. Inhaltlich ist es eine nützliche kompakte Darstellung von wichtigen und häufigen Fundobjekten. Wer sich das Helms-Museum in Hamburg ansieht, der kann sich dort an der Kasse dieses Büchlein zulegen. Sehr empfehlenswert. 

Details

Umfang: 82 Seiten

ISBN: Orion-Bücher Band 105

Preis: 2 bis 3 €

Buch Kauflink: Vorgeschichtliche Geräte

Datum der Rezension: 26.03.2010

Rezensent: Jan

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