Archäologie studieren

Nachdem im 19. Jahrhundert von Privatmännern wesentliche Schritte gemacht wurden, erreichte die Prähistorische Archäologie Anfang des 20. Jahrhunderts den Status als eigenständige wissenschaftliche Disziplin an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität. Als erster Professor erhielt Gustav Kossinna seinen Lehrstuhl und somit wurde das Fach auch erstmals Studierenden angeboten.

 

Das erste eigenständige Institut wurde allerdings erst 1928 in Marburg eingerichtet! Dort unterrichtete der Prähistoriker Gero Merhart von Bernegg. Heute gibt es ca. 25 Universitäten in fast allen Bundesländern, die  einen archäologischen Studiengang mit dem Schwerpunkt auf die Ur- und Frühgeschichte anbieten. 

Inhaltliche Besonderheiten

Räumlich gesehen gibt es für Prähistoriker prinzipiell keine Grenzen, allerdings ist der allgemeine Schwerpunkt auf den europäischen Raum konzentriert. Die zu erforschende Zeitspanne erstreckt sich von der Menschwerdung bis zum Einsetzen schriftlicher Überlieferungen, was je nach Gebiet sehr unterschiedlich ausfallen kann. Dadurch ist auch bereits gesagt, dass die Quellenbasis des Prähistorikers aus materiellen Hinterlassenschaften und nicht aus schriftlichen Zeugnissen besteht, was diese archäologische Disziplin stark von den übrigen abgrenzt.

 

Auch die thematische Komponente des Faches ist generell nicht spezifiziert, gleichwohl haben die universitären Institute meist einen thematischen Schwerpunkt wie etwa das Altpaläolithikum oder das Neolithikum u.a. Es bleibt jedem Prähistoriker offen, auf welchem Gebiet er sich letztlich spezialisieren will, seien es Spuren des alltäglichen Lebens und Wirtschaftens oder Kunst, Kunsthandwerk, Waffen/-technik etc. 

 

Aus der Sicht der angewandten Methoden gibt es große Übereinstimmung mit den restlichen anderen Archäologien, wobei in der Prähistorie relative und absolute Altersbestimmung sowie feldarchäologische Methoden verstärkt im Mittelpunkt stehen. Unter allen archäologischen Disziplinen hat die prähistorische Archäologie die größte Schnittmenge mit geo- und biowissenschaftlichen Fächern wie Archäozoologie, Archäobotanik, Archäometrie, Anthropologie, physische Geographie, Sedimentologie, Bodenkunde, Materialwissenschaften. 

 

Archäologische Fachgebiete

Fachgebiet Gegenstand
Prähistorische Archäologie Beginn der Menschwerdung bis in frühgeschichtliche Zeiten
Frühgeschichtliche Archäologie Zeitraum, in dem die ersten Schriftzeugnisse bereits vorhanden aber noch sehr selten sind.
Klassische Archäologie Hinterlassenschaften griechischer u. römischer Kultur von ca. 1500 v. Chr. bis 500 n. Chr. im Mittel- und Schwarzmeerraum
Ägyptologie Altes Ägypten, vorgeschichtlichen Kulturen des 5. und 4. Jahrtausends über den pharaonisch geprägten ägyptischen Staat (von ca. 3000 v.Chr. bis ins 4. Jhdt. n.Chr.) bis hin zu den koptischen Christen und ihren Hinterlassenschaften im 1. Jahrtausend n.Chr.
Vorderasiatische Archäologie Archäologie des alten Vorderen Orients, Anfänge der Sesshaftwerdung bis zur islamischen Eroberung
Altorientalistik Sprachen, Geschichte und Kultur des alten Vorderen Orients. Beginn des 4. Jt. v. Chr. bis in die Zeit des Hellenismus
Biblische Archäologie Erforschung des Altertums in Palästina

Archäologie an der Universität

Während der Vorlesungszeit stehen Vorlesungen, Tutorien und Seminare auf dem Programm. D.h. man verbringt viel Zeit auf dem Gelände der Universität. Je nachdem wie der Lehrplan gestaltet ist, können die ersten Veranstaltungen am Montagmorgen um 8 Uhr beginnen. Die Studien- und Prüfungsordnungen erwarten von den Studierenden, dass sie an den Veranstaltungen teilnehmen und sich in einer Anwesenheitsliste eintragen. Wer häufiger als zwei Mal ohne Entschuldigung fehlt, kann aus den Kursen geworfen werden. Das kann zu einer Verlängerung der Regelstudienzeit und „Zwangsberatungen“ führen.

 

Ein erfolgreiches Studium setzt also mehr als die bloße körperliche Präsenz voraus. Auf die geistige Mitarbeit kommt es an. In den Kursen mit mehr als 50 Teilnehmern ist es vielleicht möglich, dass Lehrende nicht merken wie (wenig) engagiert man ist. In den kleineren Modulen fällt dies bei 20 Studierenden dann aber umso schneller auf! D.h. man fertigt sich Mitschriften von Vorlesungen an und liest die für den jeweiligen Kurs empfohlene Literatur.

 

Wenn für ein Seminar als Prüfungsleistung ein Referat oder eine Hausarbeit vorgesehen sind, ist es vorteilhaft, wenn man nicht drei Tage vorher mit den Vorbereitungen beginnen. Wenn zu einem Referat eine Hausarbeit verlangt wird, ist es sinnvoll, damit parallel zur Referatsvorbereitung zu beginnen. Die Dozenten denken sich meistens die Themen aus und geben hierzu Literatur vor. Die angegebene Literatur ist als Einstiegshilfe zu verstehen und sollte durch eigene Recherchen erweitert werden. Wer eigene Ideen für ein Referatsthemen oder eine Hausarbeiten hat, kann mit den Dozenten darüber sprechen.

 

Module

Kein Modul kann allein durch die physische Gegenwart, also durch Rumsitzen abgeschlossen werden. Wenn ein Kurs nicht mit einer Klausur abgeschlossen wird, dann über eine Hausarbeit oder ein Referat. Der Umfang der Texte variiert zwischen 5 und 15 Seiten. Selbiges gilt für die Redezeit während eines Referats. Je nachdem wie viele Leistungspunkte ein Modul umfasst, können es 10 oder auch mal 30 Minuten sein. In der Studien- und Prüfungsordnung kann im Detail nachgelesen werden, wie umfangreich ein Referat oder eine Hausarbeit sein sollen.

 

Praxis während des Studiums

Das Studium der Prähistorischen Archäologie setzt sich aus Ausgrabungen und Bibliotheksaufenthalten zusammen. Im Bachelorstudium ist es Pflicht, für mehrere Wochen an Ausgrabungen teilzunehmen. Das Minimum sind drei Wochen an einer vom Institut organisierten Lehrgrabung. Eine Bezahlung für die Mitarbeit daran gibt es nicht. Die ist den wissenschaftlichen MitarbeiterInnen vorbehalten. Generell ist es so, dass sämtliche Kosten vom Institut getragen werden. Je nach Grabungsprojekt können TeilnehmerInnen allerdings eine Aufwandsentschädigung erhalten.

 

Letztlich gibt es ebenfalls Lehrgrabungen, für die so wenig Geld zur Verfügung steht, dass GrabungsteilnehmerInnen ohne jegliche Grabungserfahrung einen Beitrag für die Teilnahme (z.B. für die ersten vier Wochen) zahlen müssen. Für jede Grabung gibt es Informationsveranstaltungen, bei denen man auch auf die logistischen (An- und Abreise, Unterkunft, Verpflegung etc.) und finanziellen Aspekte aufgeklärt wird.

 

Neben den Grabungsprojekten der Institute kann man zusätzlich an Ausgrabungen der  Archäologischen Landesämter in Deutschland teilnehmen. Des weiteren ist es auch möglich an Ausgrabungen des Deutschen Archäologischen Instituts teilzunehmen. Hier ist es von Vorteil, wenn man sich die Liste der laufenden Projekte ansieht und sich bei den Verantwortlichen meldet.


Interessante Startliteratur für das Studium

Autor Titel Thema
Eggers Einführung in die Vorgeschichte Einführung in die Prähist. Archäologie
Eggert Prähistorische Archäologie Einführung in die Prähist. Archäologie
Eggert / Samida Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie. UTB basics Einführung in die Prähist. Archäologie
Trachsel Ur- und Frühgeschichte Einführung in die Prähist. Archäologie
Fiedler / Rosendahl / Rosendahl Altsteinzeit von A-Z Sehr gutes Lexikon zur Altsteinzeit
von Schnurbein Atlas der Vorgeschichte Epochenüberblick
von Freeden Germanica - Unsere Vorfahren von der Steinzeit bis zum Mittelalter Epochenüberblick
Keefer Steinzeit Epochenüberblick
Müller-Beck Die Eiszeiten Eiszeiten
Schrenk Die Frühzeit des Menschen Evolution
Henke / Rothe Stammesgeschichte des Menschen: Eine Einführung Evolution
Henke / Tattersall Handbook of Paleoanthropology: Handbook of Palaeoanthropology: Principles, Methods and Approaches. Primate Evolution and Human Origins. Phylogeny of Hominines: Principles, Methods and Approaches v. 1 Evolution
Klein The Human Career: Human Biological and Cultural Origins Evolution
Wood Wiley-Blackwell Encyclopedia of Human Evolution: 2 Volume Set Enzyklopädie zur Evolution
Gronenborn Die Neolithisierung Mitteleuropas: The Spread of the Mesolithic to Central Europe Neolithisierung Europas
Gronenborn/Terberger Vom Jäger und Sammler zum Bauern: Die Neolithische Revolution Neolithisierung Europas
Trigger A History of Archaeological Thought Forschungsgeschichte
Schnapp Die Entdeckung der Vergangenheit: Ursprünge und Abenteuer der Archäologie Forschungsgeschichte

Verwendete Literatur

Autor Titel Seite
Eggert Archäologie: Grundzüge einer historischen Kulturwissenschaft 3, 70-170
Eggert/Samida Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie 13f.

Hilfe

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