Die Bronzezeit

Verarbeitung von Bronze

In diesem Zeitabschnitt wurden überwiegend Artefakte aus Bronze hergestellt. Beispielsweise ersetzten Bronzebeile auf längere Sicht die bisherigen Beile aus Felsgestein. Allerdings kann Bronze nicht einfach in einem Bergwerk abgebaut oder aus irgendwelchen Steinen gewonnen werden. Bronze an sich kommt nicht in der Natur vorkommt. Bronze ist eine Legierung. Sie entsteht, wenn Kupfer mit Zinn "legiert", also vermischt wird. Es wurde häufiger beobachtet, dass das Verhältnis von Kupfer und Zinn bei 9 Teilen Kupfer plus einer Zinneinheit lag. Dieses Mischverhältnis trifft aber nicht auf jede Bronze zu (!). Bronzen mit einem solchen Mischverhältnis aus Kupfer und Zinn beginnen bei ca. 850 ºC zu schmelzen. Bei etwas mehr als 1000ºC erreichen sie ihre sogenannte Liquidustemperatur, d.h. sie werden flüssig. Die Legierung aus Kupfer und Zinn ist härter und damit vielfältiger anwendbar als Kupfer. Der Härteunterschied wird besonders demjenigen aufgefallen sein, der mit einem Kupferschwert gegen einen Angreifer mit einem Bronzeschwert gekämpft hat – damals wie heute. Die neuartige Legierung wurde mitunter wegen dieser Eigenschaft zu einem begehrten Produkt dieser Zeit. Hinzu kommt, dass Bronze korrosionsbeständiger ist als Kupfer und einen goldenen Glanz besitzt, der es sehr attraktiv macht. Nachdem mit dem weniger härteren Kupfer in Europa nur kleine Dolche hergestellt wurden, fertigten Handwerker aus Bronze eine Vielzahl neuer Waffen an. Kupferschwerter sind bisher nur aus dem Anatolien bekannt.

 

 

Im Vorderen Orient fertigten Handwerker eine andere Legierung an. Diese bestand aus Kupfer und Arsen - die sogenannte Arsenbronze. Aus Arslantepe sind mehrere Schwerter aus Arsenbronze bekannt. Diese stand der Kupfer-Zinn-Bronze jedoch in ihren Eigenschaften nach und war auf Dauer weniger von Vorteil. Sie war wegen dem beigefügten giftigen Arsen zudem gesundheitsschädlich, besonders wenn aus ihr Vorratsgefäße hergestellte und diese über längere Zeit benutzt wurden. Deswegen konnte sie sich nicht gegen die Kupfer-Zinn-Bronze durchsetzen.  

  

Im Gegensatz zu den weit verbreiteten Kupferlagerstätten in Europa gibt es nur wenige für Zinn. Es versteht sich von selbst, dass eben jene Siedlungen, welche in unmittelbarer Nähe über eine solche seltene Zinnlagerstätte verfügten, sich als (über)regionale Zentren hervortaten. Dadurch hat sich ein neues Siedlungsgefüge mit Siedlungssystemen entwickelt, in dem einzelne Siedlungen Vormachtstellungen besessen haben müssen.

Die bronzezeitliche Gesellschaft

Das entwickelte Wertbewusstsein für den Besitz von Bronze führte zu Anhäufungen von eigenem Reichtum. Ebenso hierarchisch wie das Siedlungsgefüge sich nun ausbildet, so hierarchisiert wird auch die Gesellschaft. In den Gräbern zeigt sich die besondere individuelle Stellung der Verstorbenen durch Ansammlungen von hochwertig verarbeiteten Bronzeartefakten. Die Inventare der Gräber dienen damit als Spiegel der Gesellschaft, die selbst nach dem Tod noch zwischen sozialen Stati zu unterscheiden weiss. Einzelne Berufszweige und unterschiedliche Ranggefüge entstehen: es gibt Herrschende und Beherrschte. Die qualitätvoll ausgearbeiteten Bronzeartefakte bezeugen, dass es spätestens zu dieser Zeit spezialisierte Handwerker mit hoher Kunstfertigkeit gibt. Wer über keine Bronze verfügt, erhält sie durch Handel mit anderen Siedlungen. Allerdings ist nicht nur Bronze ein sehr beliebtes Handelsmittel, sondern auch Bernstein, der durch ganz Europa gehandelt wird.

 

Im Gegensatz zu den vorhergegangenen Zeitabschnitten ist die Bronzezeit überwiegend durch Depot- und Hortfunde bekannt, weniger durch Siedlungen. Mit dem Beginn der Bronzeproduktion werden Waffen wie Kurz- oder Vollgriffschwerter, Messer und Dolche hergestellt. Dies ist mitunter ein Indiz dafür, dass es neben dem friedlichen Handel miteinander auch Interessenkonflikte mit Gewalteskalationen gegeben haben muss.

Schwerter

Mit dem Wechsel von Stein- zu Metallartefakten geht man auch bei der Chronologiebildung von Keramik- zu Metallchronologien über. Natürlich bleiben Keramik und Steinartefakte weiterhin für Chronologien von Interesse. Die Chronologien werden nun zusätzlich durch Metallartefakte ergänzt, denn mit der Entwicklung von Schwertern, Nadeln und Fibeln lassen sich sehr zuverlässige und feine Chronologien erstellen.

Bei Schwertern werden die Chronologien hauptsächlich anhand des Griffes und der Klingenform erstellt. Mit den unterschiedlichen Griffformen wird zwischen so genannten Vollgriffschwertern, also solchen, die mit Griff gegossen werden und anderen unterschieden, deren Griff nach dem Gießen der Klinge noch angefügt werden muss. Anhand der Schwertklinge lässt sich erkennen, ob es sich um Hieb- oder Stichwaffen handelt. Ist eine Klinge schmal, so ist es ein Stichschwert. Ist die Klinge im unteren Bereich etwas breiter, dann spricht man von einem Hiebschwert. Durch diese Verbreiterung wird automatisch auch mehr Gewicht nach vorne verlagert. Dies hat zur Folge, dass mit mehr Wucht zugeschlagen werden kann.

 

Vollgriffschwerter können sehr variieren, so gibt es Antennenknaufschwerter, Dreiwulstschwerter, Achtkantschwerter und Schalenknaufschwerter. Zu diesen anderen "Nichtvollgriffschwertern" gehören Griffangelschwerter, Griffdornschwerter, Griffplattenschwerter und Griffzungenschwerter.

 

Zudem gibt es von jeder dieser Schwertformen bestimmte Typenvertreter wie etwa bei den Griffplattenschwertern den Typ "Rixheim" oder bei den Griffzungenschwertern den Typ "Asenkofen" usw.

 

Anfänglich gab es keine Vollgriffschwerter. Zunächst wurden Schwerter mit gerundeten, trapezförmigen oder langschmalen Griffplatten hergestellt, die in geschnitzte Griffe (Holz, Horn, Knochen) eingesteckt und mehrfach vernietet wurden. Bei den Griffangelschwerter, die etwas später eingeführt wurden, wurden die Griffe aufgeschoben und am Heft befestigt. Charakteristisch für die Griffplattenschwerter ist, dass dort zwei geschnitzte gewölbte Belagstücke an der Ober- und Unterseite der geränderten Griffzunge paßgenau aufgebracht und mit Nieten sowohl am Zungensteg als auch am Heft befestigt wurden.

 

Griffdornschwerter sollen hier lediglich der Übersicht wegen noch erwähnt werden, da sie in Europa nicht heimisch waren. Sie wurden in der zweiten Hälfte des dritten Jahrtausends in Anatolien erfunden und gehen damit der Entwicklung zum alteuropäischen Bronzeschwert voraus. Griffdornschwerter wurden nur aus Kupfer und nicht aus Bronze hergestellt. Kupferschwerter sind aus Alaca Hüyük und Arslantepe bekannt. Die kupfernen Schwerter aus Arslantepe enthalten auch Arsen. Das alteuropäische Bronzeschwert wurde in der ersten Hälfte des zweiten Jahrtausends entwickelt.

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