Das präkeramische Neolithikum

Im Vorderen Orient gibt eine akeramische Frühphase des Neolithikums. Diese wurde von der Ausgräbering von Jericho Kathleen M. Kenyon in zwei Abschnitte gegliedert: dem Pre-Pottery-Neolithic-A und dem Pre-Pottery-Neolithic-B. Inzwischen gibt es auch ein PPN-C.

PPN A: 10.200 - 8.800 v.Chr.

Turm von Jericho
Turm von Jericho, Wikimedia.commons.
PPNA Fundorte in der Levante
Wichtige Fundorte des PPNA.

Um 10,2 Kya setzt das PPN A  an. Aus materieller Sicht unterscheidet es sich wenig vom Natufien. Der Mensch ist das ganze Jahr hindurch sesshaft und hat nun zudem Wildgetreide domestiziert. Die Siedlungen sind größer als diejenigen aus dem Natufian. Der Mensch baut jetzt eigenständig Getreide an wie etwa das Einkorn, die Gerste und das Emmer. Im Zusammenhang mit der Domestikation von Pflanzen stehen natürlich auch neue Erntewerkzeuge wie sicheln. Auch im handwerkerischen Bereich wurden neue Dinge eingeführt wie handgemachte Lehmziegeln und erste verzierte Steingefäße. Diese zählen nicht zur Keramik, weil sie aus Stein bestehen und nicht aus gebranntem Ton. Die Anfertigung eines solchen Gefäßes setzt neben den Kenntnissen über geeignetes Stein, handwerklichen Fähigkeiten auch sehr viel Geduld voraus. Dafür konnten anschließend diese Gefäße lange benutzt werden.

 

Mit den handgeformten Lehmzigeln baute man Häuser, die denen des Natufian ähnlich waren. Sie waren ebenfalls rund aber im Durchmesser mit 6 Metern größer. Die Lehmziegel wurden mit einem Mörtel verputzt, auch das ist neu.

Der Fundplatz Tell-al-Sultan (Jericho) datiert unter anderem in diese Zeit. Der Ort wurde bereits im Natufian besiedelt. Im Verlaufe der Zeit entwickelte sich aus dem kleinen Dorf ein so genannter Zentralort - wenn man hier den Begriff Stadt vermeiden möchte. Jericho war in ein Handelsnetz eingebunden, in dem es eine wichtige Position einnahm. Bis in die Bronzezeit war Jericho von überregionaler Bedeutung. Das interessante an Jericho ist, dass man dort bereits im PPN-A Steinarchtektur hatte.

 

Der Platz war von einer Mauer umgeben, die ein Areal von 3 bis 4 Hektar einschließt. Über die Anzahl der Einwohner ist man sich nicht sicher: die Zahlen schwanken zwischen 400 und 3000. Ethnographische Beobachtungen deuten darauf, dass es nicht mehr als 1000 gewesen sein sollten. Im Ortsinneren befand sich eine Quelle. Neben der Steinmauer gab es einen steinernen Turm, der für diese Zeit ebenso außergewöhnlich ist wie die Mauer aus 10.000 Tonnen Stein. Es gibt bisher keinen verleichbaren Fundplatz mit derartiger Architektur aus dem PPN-A. Genau deswegen ist es auch schwer zu sagen, ob diese Mauer zur Sicherung der Siedlung erbaut wurde. Die Gegend um Jericho war nur sehr dünn besiedelt, es hätte also nur sehr wenige "Feinde" geben können. Vielmehr bot die Mauer einen Schutz vor Überflutungen, die es auch damals schon in dieser Gegend Wadis gegeben hat. Bei einem Wadi andelt es sich um einen temporär ausgetrockneten flusslauf, der sich nach heftigen Regenfällen rasch mit enormen Wassermassen füllt. Der starke Strom dieser Wasserläufe ist damals wie heute durchaus lebensgefährlich, selbst für einen Profischwimmer. Man tut also gut daran, bei einem starken Regel auf jeden Fall Wadis zu meiden. Es ist möglich, dass man sich in Jericho vor solchen Wadis schützen wollte. Das Wasser hätte sämtliche Lehmbauten zerstört und die Siedlung wäre zusätzlich größeren Schlammassen ausgesetzt gewesen.

PPN B: 8.800 - 6.900 v.Chr.

Im PPN B ab 8,8 Kya kulminiert die Entdeckerfreudigkeit des modernen Menschen in der Herstellung von Gefäßen. Diese als „White ware“ (weiße Ware) bezeichnete Gefäße bestehen aus einer Mischung Kalkstein und Asche. Während man in der Levante diese "white ware" anfertigte, stellten die Menschen in Mesopotamien Behältnisse aus Gips her.

Es haben sich große Dorfgemeinschaften mit ungefähr 3.000 Einwohner herausgebildet. Die Ortschaften sind allgemein viel größer als in der Zeit zuvor: sie umfassen Areale von bis zu 10 Hektar. Die Häuser sind eng aneinander gebaut, eckig und weisen mehrere Zimmer auf.

 

Die sesshaften Menschen bauen Zuchtformen von gerste, Einkorn, emmerweizen und später Flachs sowie spelz, Hart- und brotweizen. Auch Saubohnen, Bohnen, Linsen und (Kicher-)Erbsen werden domestiziert. Tiere werden in so genannten "desert kites" gehalten und Steinartefakte treten durchgehend geschliffen in Erscheinung. Das Leben der Menschen schreitet schneller voran, vermutlich wurde man sogar etwas zu überschwänglich, denn um 6,9 Kya verschwindet das PPN B nach einem Kollaps. Die Ressourcen gehen vermutlich infolge zu heftiger Übernutzung zur Neige und sämtliche Besiedlungsspuren verschwinden.

Internetseiten wichtiger PPN Grabungen

Name Link
Göpekli-Tepe goebekli-tepe.de/index.html
ex oriente e.V. www.exoriente.org

Verwendete Literatur

Autor Titel Seite
Bar-Yosef The Walls of Jericho: An Alternative Interpretation. Current Anthropology, Vol. 27, No. 2 (Apr., 1986) 157-162
Eggert / Samida Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie. UTB basics 169
Fansa Wohin die Toten gehen 13-36
Heinz Vorderasiatische Altertumskunde: Eine Einführung 20-25
Rottloff Die Berühmten: Archäologen 199-204
Roaf Bildatlas der Weltkulturen, Mesopotamien 30-34
Von Schnurbein Atlas der Vorgeschichte 60
Trachsel Ur- und Frühgeschichte 55-65
Watkins New light on Neolithic revolution in south-west Asia. Antiquity 84, Nr. 325, 2010 621–634
Mithen et al. An 11.600 year-old communal structure from the Neolithic of southern Jordan. Antiquity 85, Nr. 328, 2011 350-365

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