Archäologische Grabungen

Kelle bei einer Ausgrabung. Foto © Jan Miera 2009.
Kelle bei einer Ausgrabung. Foto © Jan Miera 2009.

Archäologisches Fundmaterial ist nur dann für die Forschung wertvoll, wenn es von ausgebildeten und erfahrenen Archäologen ausgegraben und dokumentiert wird. Eine detaillierte Dokumentation von Grabungen ist deshalb wichtig so, weil jedes Fundstück logischerweise nur einmal ausgegraben werden kann. Danach ist der Fundkontext weg. Verläuft diese Ausgrabung nicht planmäßig und sorgsam genug, so geht den Archäologen der Forschungsgehalt des einzelnen Objektes verloren und es bekommt nur noch einen antiquarischen Wert. 


Der Kontext ist wichtig

Nivelliergerät zum Bestimmen von Höhen. Foto © Jan Miera 2009.

Deshalb muss bei jeder Grabung und der anschließenden Fundbearbeitung mit maximaler Genauigkeit jedes Detail übersichtlich und spitzfindig dokumentiert werden, um den Primärkontext sicher zu stellen, der als Ausgangspunkt für weitere Forschungen wichtig ist. Unter dem Primärkontext versteht man die ursprüngliche horizontale und vertikale Position des Fundobjektes, sein umliegendes Sediment, der Zustand der Erhaltung und der Zusammenhang zu umliegenden Fundstücken oder besonderen Örtlichkeiten, die eventuell weitere Hinweise über die ehemalige Funktion des Objektes geben können. Geschieht diese Sicherung des Primärkontextes nicht, so kann es bei der anschließenden Auswertung der Grabung zu schlimmen Fehlinterpretationen und Irrtümern kommen und kein anderer Forscher könnte die veröffentlichten Ergebnisse nachvollziehen bzw. der eigentliche Ausgräber selbst früher oder später nicht mehr. Wenn die Ergebnisse nicht mit einer haargenauen Dokumentation nachweisen werden, werden schnell andere Forscher den Zeigefinger heben und ein Haar in der Suppe finden. Jeder Fundplatz kann nur einmal ausgegraben werden, daher muss mit höchster Präzision vorgegangen werden, immerhin sollen die Auswertungen (und die Dokumentation) der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Natürlich erfordert die ideale Dokumentation viel Konzentration und einen riesigen bürokratischen Aufwand - aber es lohnt sich definitiv. 

Eben eine solche Dokumentation von Funden und Befunden finden wir nicht bei Raubgräbern, d.h. Teilnehmern aller nicht offiziell angemeldeten Ausgrabungen, weil es diesen Leuten im Grunde nur darum geht, möglichst viele im materiellen Sinne wertvolle Funde zu bergen und später verkaufen zu können. Der primäre Fundkontext, die Lage und Position etc der Fundstücke sind ihnen egal. Eben diese finanzielle Motivation ist die schlechteste, die man für eine Ausgrabung haben kann, weil sie in keiner Hinsicht der Forschung dient.

Um die bekanntesten fiktiven Raubgräber an dieser Stelle zu nennen, wäre auf Indiana Jones und Lara Croft verwiesen, die beide, ohne zu denken, einzig und allein auf den materiellen Wert der Fundstücke fixiert sind und nicht mit Bleistift und Fundkarten sondern mit Peitschen und Maschinenpistolen zur Tat schreiten. Das ist natürlich der falsche Ausgangspunkt. Im "echten" Leben wären beide schon längst ins Gefängnis gewandert.
Im dritten Teil von Indiana Jones sagt dieser zwar zu seinen Schülern "We are not searching for things, we are searching for facts." Aber selbst hält er sich keineswegs an diesen Grundsatz und arbeitet fast ausschließlich nur auf privater Initiative, indem er sich dafür bezahlen lässt, sein Wissen zur Suche und Auffindung von diversen Fundstücken ("things") zu verwenden und dabei keineswegs um Fakten ("facts") sorgt. Täte ein ausgebildeter moderner Archäologe diesen Schritt, würde er in der Fachwelt nie wieder einen Fuß fassen können, denn mit dem Abschluss des Master-Studiums muss man unterschreiben, dass  man sein Wissen nie in die Privatdienste irgendwelche Sammler oder Raubgräber etc. stellt, sondern einzig und allein für die Forschung verwendet.

Aber nun zum eigentlichen Thema: Wie läuft eine möglichst ideale Grabung eigentlich ab?

Zunächst werden Feldbegehungen durchgeführt, um das Gelände zu erkunden. Dabei kann mit dünnen roten Schnüren ein rechtwinkliges ein Raster mit Quadraten gleicher Größe über die zu begehende Fläche gelegt und alle darin gemachten Funde kartiert werden. Anschließend wird dieses vermessen und der Zustand vor dem Grabungsbeginn dokumentiert/festgehalten. Dann werden die Zonen abgesteckt, in denen nachher gegraben werden soll. Nach dem Abschluss der Grabungen beginnen die Fundbearbeitungen und Auswertungen  im jeweiligen Institut statt. Dieses 3-Punkte-Programm "Prospektion-Grabung-Fundbearbeitung" wird jetzt im Folgenden genauer erläutert.

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