Ausgrabungsmethoden

Bei einer Ausgrabung gibt es zwei grundsätzlich unterschiedliche Grabungsmethoden: Die Straten- und die Schichtengrabung.

Stratengrabung

Das wesentliche Charakteristikum der Stratengrabung liegt darin, dass bei dieser Grabungsmethode in so genannten Abhüben/Abstichen gegraben wird, sodass die Grabungsfläche stets vollkommen eben ist ("Planum" genannt) und sich dort abzeichnende Spuren aufgemessen werden können. Unabhängig von der Abfolge, Lage und Situation der Stratigrafie sowie deren Schichten werden Abhübe von vorher festgelegter einheitlicher Größe abgenommen. Liegt die Stärke eines Abhubs etwa bei 10 cm, so wird die Erde schichtenweise mit dieser Dicke abgetragen. Der Boden der Grabungsfläche entspricht dabei zielgemäß immer einem Planum und nicht der ursprünglichen "originalen" Begehungsfläche - dies tritt nur in extrem seltenen Fällen auf.

Schichten neigen bekanntlich dazu, sich horizontal auszubreiten (Gesetz der ursprünglichen Horizontalität). Allerdings haben sie nie ein absolut flaches und hügelloses Relief. Vielmehr das Gegenteil: es gibt Neigungen, Erhöhungen und Vertiefungen, was schließlich dazu führt, dass bei dieser Grabungsmethode mehrere unterschiedliche Schichten zugleich angeschnitten werden und auf dem Planum erscheinen wie man auf dem Profilbild über dem Text erkennen kann (Planum durch dünne blaue Linie dargestellt). Je dünner übereinander gelagerte Schichten sind, desto mehr werden gleichzeitig mit dem Planum angeschnitten. Es kann dabei auch passieren, dass eine hauchdünne Schicht mitten im Abstich liegt und abgetragen wird, ohne dass dabei von ihr direkt Kenntnis genommen wird. Auch die Zuweisung von Kleinfunden zu ihren Schichten, in denen sie eingelagert waren, wird umso schwieriger je dicker die Abhübe werden. Aus diesen Gründen eignet sich diese Grabungsmethode, die zwar weniger zeitaufwändig ist als die Schichtengrabung, beispielsweise nicht für Siedlungsplätze, an denen die Dokumentation der Schichtenabfolge eine hohe Priorität besitzt.

Gerade deswegen bei dieser Methode ist es wichtig, wenn man schon mit dieser Methode arbeitet, jeden Befund genauestens zu dokumentieren, um später die Befundsituation bestmöglich rekonstruieren zu können.

Schichtengrabung

Bei der Schichtengrabung ist es das Ziel des Archäologen, die ursprünglichen Begehungsflächen minuziös wieder herzustellen. Damit soll der Boden der Grabungsfläche dem echten früheren Laufhorizont entsprechen. Diese Methode erfordert daher sehr viel Zeitaufwand und geschulte Mitarbeiter mit genügend Grabungserfahrung, damit diese sofort die folgende Schichtoberfläche während der Grabung erkennen. Ein vorher angelegter Lauf- oder Suchgraben kann bei der Oberflächenfindung von Vorteil sein. Allerdings besteht bei der Anlage eines solchen die Gefahr, bauliche Befunde anzuschneiden und zu zerstören, weshalb auch wiederum hier diskutiert werden sollte, ob dieser Lauf/-suchgraben mit der Straten- oder Schichtengrabung angelegt werden soll.

Nach der Entfernung der obersten (Gras)Schicht, liegt zunächst als Ausgangspunkt ein Planum vor, welches solange abgetragen wird, bis die erste Schicht unter dem Humus erreicht wird. Diese wird ebenfalls vorsichtig abgetragen, bis die Begehungsfläche der nächsten darunter liegenden Schicht erreicht ist usw.

Ein Nachteil dieser Methode liegt darin, dass die Grenzen der Schichten oft nicht auf den ersten Blick auszumachen sind und daher ein sehr gut geschultes Personal die Grabung durchführen muss und eventuell ein Lauf/- Suchgraben angelegt werden sollte, um einen ersten Überblick über die zu erwartende Stratigrafie zu erhalten. Letztlich liegt der einzig wahre "Nachteil" bei dieser Methode darin, dass sie extrem zeitaufwändig ist.

Verwendete Literatur

Autor Titel Seite
Gersbach Ausgrabung heute 16-46
Trachsel Ur- und Frühgeschichte 142-144
Schwarz Archäologische Feldmethode. Anleitung für Heimatforscher, Sammler und angehende Archäologen. 71-93
Eggert Archäologie: Grundzüge einer historischen Kulturwissenschaft 28-37
Hermann et al. Prähistorische Anthropologie 15f.
Lang Klassische Archäologie 74-97, 82f.
Hölscher Klassische Archäologie: Grundwissen 77-85

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